Publikationen
Hier finden Sie Publikationen von und Interviews mit Christian Schneider.

Veröffentlicht in der pvt Polizei Verkehr + Technik Ausgabe 05/2022


Ham Se das schon mal gemacht
Ein fast schon heiterer Ausflug in die Praxis des Zufahrtsschutzes
Wenn zur Umsetzung von Zufahrtsschutzprojekten Theorie auf Praxis trifft, tun sich zuweilen große Diskrepanzen auf. Vieles liegt darin begründet, dass das Thema Zufahrtsschutz entweder mit einfachen Verkehrsleitmaßnahmen verwechselt wurde oder aber in seiner erforderlichen Expertise unterschätzt wird. Beides gilt leider sowohl für die öffentlichen Auftraggeber als auch für die beratenden Auftragnehmer.
Mit den Worten „Ordentlicher Zufahrtsschutz für die Innenstadt. Ham Se das schomma gemacht?“ begann Ende 2021 ein höchst interessantes Gespräch mit Herrn Mayer*, einem erfrischend direkten Ordnungsamtsleiter, das so exemplarische für die Erfahrungen von kommunalen Verantwortungsträgern steht, dass es sich lohnt, es zu teilen.
Eigentlich, so möchte man meinen, sind die wichtigen Eckpunkte einer normativ geregelten Aufgabe wie dem Zufahrtsschutz recht gut zu erfassen und umzusetzen. Doch in der Praxis scheitern nicht Wenige bereits an der Vorbereitung ihrer Maßnahmen. Und das meist aus dem einfachen Grund, weil sie eben noch nie einen nachhaltig funktionierenden Zufahrtsschutz konzipieren mussten, ganz zu schweigen davon, ihn danach auch noch mit Pollern, Schranken und Individualmaßnahmen in die Praxis umzusetzen.
Auch der bereits erwähnte Ordnungsamtsleiter hatte das sehr schnell erfahren und machte sich nun daran, externe Hilfe zu rekrutieren, um sein ursprüngliches Ziel, seine Innenstadt vor vorsätzlichen, fahrlässigen oder unfallbedingten Überfahrtaten, konsequent zu schützen.
Keine belastbaren Ergebnisse ohne belastbare Erfahrung
Nachdem er also die erhofften Antworten auf eine ganze Reihe weiterer, sehr eindringlich formulierter Fragen erhalten hatte, erzählte er mit wachsender Erleichterung von seinen Erfahrungen der letzten Monate. „Nich böse sein, wenn ich so kritisch bin“ begann er „aber seit Wochen erzählen mir Hinz und Kunz, selbsternannte Experten, Poller-Hersteller und andere Spezialisten, dass sie alle Zufahrtsschutz super können. Doch wenn ich dann direkt nach Details zu ihrer Arbeit, Normen, ordentlichen Referenzen, umgesetzte Projekte oder gar nach positiver Presse fragte, dann wurd’s immer ganz schnell still in der Leitung oder es wurde dummes Zeug erzählt. Hör ma, keiner käme auf die Idee ne Brücke ohne ordentliche Ausbildung und Erfahrung zu bauen, aber Zufahrtsschutz, wo’s um Menschenleben geht, das kann plötzlich jeder“
Herr Mayer* hatte völlig Recht, ordentlicher Zufahrtsschutz erfordert neben der detaillierten Kenntnis der einschlägigen Richtlinien auch eine entsprechende Ausbildung und eine gehörige Portion Erfahrung im Umgang mit Physik, Fahrzeugdynamik und Projektabwicklung. Dazu gehört das Erfassen, Bewerten und Berücksichtigen der lokalen Gegebenheiten und wichtigen Projektdaten genauso wie das Durchführen einer Vielzahl von sog. Fahrzeug-Dynamik-Analysen (VDA). Schutzzonen müssen definiert, Barrieren eruiert und die wichtigen Kollateralauswirkungen sowie die Gefahrenbereiche verifiziert werden. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, braucht es daher ein großes Maß an herstellerübergreifender Marktübersicht, Umsetzungserfahrung und Zugang zu international tätigen Zufahrtschutzexperten mit jahrelanger Erfahrung. Kurz: ordentlicher Zufahrtsschutz ist so facettenreich wie die Planung und der Bau der o.g. Brücke, beide müssen in Konzeption, Planung und Umsetzung eine Vielzahl an Details berücksichtigen und ggf. einer strengen gutachterlichen Überprüfung standhalten, bevor sie für die Personennutzung freigegeben werden können.
Folgen vielleicht selten aber gravierend
Natürlich kann dem Ordnungsamtsleiter Mayer* niemand genau sagen, ob seine Zufahrtsschutzmaßnahmen jemals einem massiven Anprall standhalten müssen. Es ist auch ungewiss, ob irgendwelche Umstände dazu führen, dass die ausgeführten Zufahrtsschutzmaßnahmen gutachterlich überprüft werden. Doch falls dies passiert, können die Folgen unumkehrbar oder gar fatal sein. Sowohl für die Menschen die sich auf die Barrieren verlassen können müssen, als auch für all jene Menschen, die an der Planung und Umsetzung beteiligt waren.
Erfolgreiche Gesamtabwicklung erfordert Einbindung von Spezialwissen
„Wir ham hier weder im Ordnungsamt noch in den Bauämtern die Experten und die Kapazitäten, eigene Brücken zu planen oder Zufahrtsschutzmaßnahmen zu konzipieren. Wir wünschen uns nur einen erfahrenen und verantwortungsbewussten Experten, der das schon ein paar ma erfolgreich gemacht hat. Wir wollen solche Zufahrtsschutzkonzepte auch garnich selber machen, sondern nur die paar wirklich wichtigen Punkte wissen, die uns helfen, die wirklich kompetenten Experten zu finden. Damit uns hier nich ständig von vielen redegewandten Selbstdarstellern die Zeit gestohlen wird, sondern wir ordentliche Arbeit bekommen.“
Diese „wirklich wichtigen Punkte“ ergeben sich schnell aus der Erfahrung und Umsetzung von möglichst verschiedenen Zufahrtschutzprojekten. Was in Metropolen erwünscht ist, kann in Kreisstädten auf Ablehnung stoßen. Was bei temporären Maßnahmen sehr einfach umzusetzen ist, kann bei permanenten Verbauten arge Probleme nach sich ziehen. Daher finden sich in den renommierten, internationalen Publikationen zum Thema Zufahrtsschutz zuweilen sehr unterschiedliche Empfehlungen und Prioritäten. Außerdem gilt es unbedingt zu beachten, dass die Zufahrtsschutz-Expertise über die gesamte Laufzeit in das Projekt mit eingebunden wird. D.h. von der Grundlagenermittlung über die Entwurfs- und Ausführungsplanung bis hin zur Vergabe, Ausführung und Abnahme. Letztlich ist niemandem geholfen, wenn im Projektverlauf Dinge angepasst oder verändert werden, ohne dass man das vorher schon mal gemacht hat und ohne dass man die langfristigen Kollateralauswirkungen einschätzen kann.
Denn eines findet sich weltweit in allen Ratgebern, der Hinweis darauf, dass die Gegenseite oft über ein überraschend hohes Maß an Erfahrung verfügt, um die Lücken zu finden, welche unerfahrene Planungen manchmal sogar sperrangelweit offengelassen haben. Kompetenz, ständige Weiterbildung und Erfahrung sind hier durch nichts zu ersetzen.
Darum lag Herr Mayer* völlig richtig mit seiner Eingangsfrage „Ham Se das schomma gemacht?“ und seinen Fragen nach den umgesetzten Projekten, den Referenzen und der relevanten Ausbildung im Zufahrtsschutz.
Zufahrtsschutzsymposium bietet Expertise und kompakten Überblick
Unterdessen ist Ordnungsamtsleiter Mayer* deutlich entspannter als letztes Jahr und sein Projekt geht gut voran. Und nicht zuletzt auf sein Anraten hin wurde das Zufahrtsschutz-Symposium im Rahmen der GPEC 2022 ins Leben gerufen. Hier finden alle Interessierten aus den Sicherheitsbehörden, Städten und Gemeinden sich komplettierende Vorträge zum Thema Zufahrtsschutz, von Experten welche sich der „wirklich wichtigen Punkte“ bewusst sind und „das schomma gemacht“ haben.
Mit den Worten „Ordentlicher Zufahrtsschutz für die Innenstadt. Ham Se das schomma gemacht?“ begann Ende 2021 ein höchst interessantes Gespräch mit Herrn Mayer*, einem erfrischend direkten Ordnungsamtsleiter, das so exemplarische für die Erfahrungen von kommunalen Verantwortungsträgern steht, dass es sich lohnt, es zu teilen.
Eigentlich, so möchte man meinen, sind die wichtigen Eckpunkte einer normativ geregelten Aufgabe wie dem Zufahrtsschutz recht gut zu erfassen und umzusetzen. Doch in der Praxis scheitern nicht Wenige bereits an der Vorbereitung ihrer Maßnahmen. Und das meist aus dem einfachen Grund, weil sie eben noch nie einen nachhaltig funktionierenden Zufahrtsschutz konzipieren mussten, ganz zu schweigen davon, ihn danach auch noch mit Pollern, Schranken und Individualmaßnahmen in die Praxis umzusetzen.
Auch der bereits erwähnte Ordnungsamtsleiter hatte das sehr schnell erfahren und machte sich nun daran, externe Hilfe zu rekrutieren, um sein ursprüngliches Ziel, seine Innenstadt vor vorsätzlichen, fahrlässigen oder unfallbedingten Überfahrtaten, konsequent zu schützen.
Keine belastbaren Ergebnisse ohne belastbare Erfahrung
Nachdem er also die erhofften Antworten auf eine ganze Reihe weiterer, sehr eindringlich formulierter Fragen erhalten hatte, erzählte er mit wachsender Erleichterung von seinen Erfahrungen der letzten Monate. „Nich böse sein, wenn ich so kritisch bin“ begann er „aber seit Wochen erzählen mir Hinz und Kunz, selbsternannte Experten, Poller-Hersteller und andere Spezialisten, dass sie alle Zufahrtsschutz super können. Doch wenn ich dann direkt nach Details zu ihrer Arbeit, Normen, ordentlichen Referenzen, umgesetzte Projekte oder gar nach positiver Presse fragte, dann wurd’s immer ganz schnell still in der Leitung oder es wurde dummes Zeug erzählt. Hör ma, keiner käme auf die Idee ne Brücke ohne ordentliche Ausbildung und Erfahrung zu bauen, aber Zufahrtsschutz, wo’s um Menschenleben geht, das kann plötzlich jeder“
Herr Mayer* hatte völlig Recht, ordentlicher Zufahrtsschutz erfordert neben der detaillierten Kenntnis der einschlägigen Richtlinien auch eine entsprechende Ausbildung und eine gehörige Portion Erfahrung im Umgang mit Physik, Fahrzeugdynamik und Projektabwicklung. Dazu gehört das Erfassen, Bewerten und Berücksichtigen der lokalen Gegebenheiten und wichtigen Projektdaten genauso wie das Durchführen einer Vielzahl von sog. Fahrzeug-Dynamik-Analysen (VDA). Schutzzonen müssen definiert, Barrieren eruiert und die wichtigen Kollateralauswirkungen sowie die Gefahrenbereiche verifiziert werden. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, braucht es daher ein großes Maß an herstellerübergreifender Marktübersicht, Umsetzungserfahrung und Zugang zu international tätigen Zufahrtschutzexperten mit jahrelanger Erfahrung. Kurz: ordentlicher Zufahrtsschutz ist so facettenreich wie die Planung und der Bau der o.g. Brücke, beide müssen in Konzeption, Planung und Umsetzung eine Vielzahl an Details berücksichtigen und ggf. einer strengen gutachterlichen Überprüfung standhalten, bevor sie für die Personennutzung freigegeben werden können.
Folgen vielleicht selten aber gravierend
Natürlich kann dem Ordnungsamtsleiter Mayer* niemand genau sagen, ob seine Zufahrtsschutzmaßnahmen jemals einem massiven Anprall standhalten müssen. Es ist auch ungewiss, ob irgendwelche Umstände dazu führen, dass die ausgeführten Zufahrtsschutzmaßnahmen gutachterlich überprüft werden. Doch falls dies passiert, können die Folgen unumkehrbar oder gar fatal sein. Sowohl für die Menschen die sich auf die Barrieren verlassen können müssen, als auch für all jene Menschen, die an der Planung und Umsetzung beteiligt waren.
Erfolgreiche Gesamtabwicklung erfordert Einbindung von Spezialwissen
„Wir ham hier weder im Ordnungsamt noch in den Bauämtern die Experten und die Kapazitäten, eigene Brücken zu planen oder Zufahrtsschutzmaßnahmen zu konzipieren. Wir wünschen uns nur einen erfahrenen und verantwortungsbewussten Experten, der das schon ein paar ma erfolgreich gemacht hat. Wir wollen solche Zufahrtsschutzkonzepte auch garnich selber machen, sondern nur die paar wirklich wichtigen Punkte wissen, die uns helfen, die wirklich kompetenten Experten zu finden. Damit uns hier nich ständig von vielen redegewandten Selbstdarstellern die Zeit gestohlen wird, sondern wir ordentliche Arbeit bekommen.“
Diese „wirklich wichtigen Punkte“ ergeben sich schnell aus der Erfahrung und Umsetzung von möglichst verschiedenen Zufahrtschutzprojekten. Was in Metropolen erwünscht ist, kann in Kreisstädten auf Ablehnung stoßen. Was bei temporären Maßnahmen sehr einfach umzusetzen ist, kann bei permanenten Verbauten arge Probleme nach sich ziehen. Daher finden sich in den renommierten, internationalen Publikationen zum Thema Zufahrtsschutz zuweilen sehr unterschiedliche Empfehlungen und Prioritäten. Außerdem gilt es unbedingt zu beachten, dass die Zufahrtsschutz-Expertise über die gesamte Laufzeit in das Projekt mit eingebunden wird. D.h. von der Grundlagenermittlung über die Entwurfs- und Ausführungsplanung bis hin zur Vergabe, Ausführung und Abnahme. Letztlich ist niemandem geholfen, wenn im Projektverlauf Dinge angepasst oder verändert werden, ohne dass man das vorher schon mal gemacht hat und ohne dass man die langfristigen Kollateralauswirkungen einschätzen kann.
Denn eines findet sich weltweit in allen Ratgebern, der Hinweis darauf, dass die Gegenseite oft über ein überraschend hohes Maß an Erfahrung verfügt, um die Lücken zu finden, welche unerfahrene Planungen manchmal sogar sperrangelweit offengelassen haben. Kompetenz, ständige Weiterbildung und Erfahrung sind hier durch nichts zu ersetzen.
Darum lag Herr Mayer* völlig richtig mit seiner Eingangsfrage „Ham Se das schomma gemacht?“ und seinen Fragen nach den umgesetzten Projekten, den Referenzen und der relevanten Ausbildung im Zufahrtsschutz.
Zufahrtsschutzsymposium bietet Expertise und kompakten Überblick
Unterdessen ist Ordnungsamtsleiter Mayer* deutlich entspannter als letztes Jahr und sein Projekt geht gut voran. Und nicht zuletzt auf sein Anraten hin wurde das Zufahrtsschutz-Symposium im Rahmen der GPEC 2022 ins Leben gerufen. Denn hier finden alle Interessierten aus den Sicherheitsbehörden, Städten und Gemeinden sich komplettierende Vorträge zum Thema Zufahrtsschutz, von Experten welche sich der „wirklich wichtigen Punkte“ bewusst sind und „das schomma gemacht“ haben.
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Ein kürzlich geführtes Interview über modernen Zufahrtsschutz mit Matthew Bull wurde im INTERNATIONAL SECURITY JOURNAL (ISJ) veröffentlicht. Das ganze Interview „Exclusive Q&A: Mitigating the threat of hostile vehicle attacks“können Sie in englischer Sprache hier lese.

Exclusive Q&A: Mitigating the threat of hostile vehicle attacks
Autor Matthew Bull
Veröffentlicht im ISJ – International Security Journal Ausgabe 09/2021
ISJ ist ein Fachmagazin aus Großbritannien, dem Heimatland des zeitgenössischen „Hostile Vehicle Mitigation“, kurz HVM.







Schutz von Orten der Religionsausübung
Autor Christian Schneider
Veröffentlicht in der pvt Polizei Verkehr + Technik Ausgabe 05/2021
Seit 1956 die spezielle polizeitechnische Fachzeitschrift für innere Sicherheit.



Normen im Zufahrtsschutz
Autor Christian Schneider
Veröffentlicht in der pvt Polizei Verkehr + Technik Ausgabe 05/2021
Seit 1956 die spezielle polizeitechnische Fachzeitschrift für innere Sicherheit.





Clever gegen Terror
Autor Christian Schneider
Veröffentlicht in der pvt Polizei Verkehr + Technik Ausgabe 05/2021
Seit 1956 die spezielle polizeitechnische Fachzeitschrift für innere Sicherheit.



Bitte keine Betonklötze
Autorin Denise Fiedler
Veröffentlicht in der gemeinderat Ausgabe 03/2021
Das unabhängige Magazin für die kommunale Praxis.





Abwehr von Überfahrtaten im öffentlichen Raum
Autor Christian Schneider
Veröffentlicht in der pvt Polizei Verkehr + Technik Ausgabe 02/2020
Seit 1956 die spezielle polizeitechnische Fachzeitschrift für innere Sicherheit.
